Wenn für das deutsche Team am Montagabend der Mannschaftswettbewerb im Tischtennis beginnt, ist der Countdown für Timo Boll auf der großen Tischtennis-Bühne endgültig gestartet. Bei seinen siebten Spielen möchte die Legende natürlich gerne noch einmal eine Medaille mitnehmen.
Es ist der letzte große Tanz – mit 43 Jahren. Die unvergleichliche Karriere des Timo Boll endet nach den Sommerspielen in Paris. Zumindest die internationale Laufbahn. Ein Jahr wird die Tischtennis-Legende noch dranhängen und mit Borussia Düsseldorf noch einmal so viele Titel wie möglich einheimsen. Doch das internationale Tischtennis, die WTT-Tour, Welt- und Europameisterschaften, sie finden künftig ohne diesen fairen, bodenständigen und überall so beliebten Superstar statt.
Am Montagabend starten Boll, sein Düsseldorfer Teamkollege Dang Qiu und Dimitrij Ovtcharov mit dem Achtelfinale gegen Kanada in den Mannschaftswettbewerb. Die Auslosung für das deutsche Quartett, das von Ersatzmann Patrick Franziska komplettiert wird, ist gar nicht mal so schlecht. Als Nummer zwei der Setzliste geht Deutschland den übermächtigen Chinesen bis zu einem möglichen Finalduell aus dem Weg. Auch die starken Südkoreaner oder Gastgeber Frankreich sind in der anderen Hälfte des Turniertableaus zu finden.
„Es gibt so viele Nationen, die um die Medaillen spielen. Leicht wird es so oder so nicht“, sagte Boll vor einem Monat bei der offiziellen Verabschiedung der Athletinnen und Athleten des Team Düsseldorf im Rathaus. Und so ist es auch. Nach Kanada ginge es für Deutschland gegen Dänemark oder Schweden, bevor dann Taipei oder Japan im Halbfinale zum ganz großen Prüfstein werden könnten. Aber nach zwei Mal Silber (2008 & 2021) sowie zwei Mal Bronze (2012 & 2016) dürfen sich Boll und Co. zurecht wieder Hoffnungen auf Edelmetall machen – auch wenn Qiu und Ovtcharov im Einzelwettbewerb früh scheiterten.
Zwischen Hoffen und Hadern
Eine Medaille wäre zweifellos ein wunderbarer Abschluss für den ehemaligen Weltranglistenersten Boll, der – abgesehen von einer Einzelmedaille bei Sommerspielen – alles gewonnen hat, was es in seinem Sport zu gewinnen gab und gibt. Dass sich der Düsseldorfer nach vielen Verletzungen in den vergangenen Monaten noch einmal in eine solche Form spielen und für die Spiele empfehlen konnte, hatten nicht mehr viele erwartet. Und es nötigt jedem Beobachter und Konkurrenten mächtig Respekt ab.
Doch der Linkshänder hadert auch. Mit der Qualität seines Spiels. Denn die von ihm gelebte Perfektion ist eben nicht mehr so da. „Ich habe zuletzt ganz anständig gespielt, aber gemerkt, dass mich selbst dieses Niveau schon total unzufrieden macht. Wenn man weiß, wie man spielen kann, und einem bewusst wird, dass man das nicht mehr abrufen kann – das hat mich wahnsinnig gemacht“, sagte Boll im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Spätestens ab Montagabend ist all das aber erst einmal beiseite geschoben. Das Hadern. Das Hoffen auf eine Medaille. Die Gedanken an den irgendwann finalen Ball auf der ganz großen Bühne. Timo Boll wird im Moment bleiben. Den Ball ins Visier nehmen und sich auf den nächsten Punkt fokussieren. Alles andere kommt hinterher. Und der ganz große Knaller zum Abschied – bei seinen siebten (!) Sommerspielen – wäre natürlich die Goldmedaille. Aber am Montag zählt erst einmal nur Kanada.
Der Beitrag The Last Dance*Timo Boll und seine letzten Sommerspiele erschien zuerst auf D.SPORTS.
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