Mit wehenden Fahnen zum Aufstieg

D.SPORTS INSIDE

Die Düsseldorf Firecats gibt es erst seit einem halben Jahr. Aber am Wochenende kann das gemeinsame Flag-Football-Projekt der Düsseldorf Panther und von Rhein Fire bereits in die 2.Liga aufsteigen. Und eine Spielerin träumt sogar schon von Olympia 2028.

Es wirkt fast so, als habe Pia Schwarz die Frage nicht verstanden. Ok, verstanden hat sie sie schon, aber den Grund dahinter nicht so ganz. Über das Ziel für das Wochenende müsse man doch nicht wirklich diskutieren: „Auf jeden Fall der Aufstieg. Es ist auch ganz klar so gewollt, dass wir aufsteigen“, sagt die Spielerin. Und auch für Teammanager Alex Krüll steht fest: „Wir gehen nicht aufs Feld, um nur dabei zu sein.“

Das „Feld“ befindet sich im heimischen Arena-Sportpark. Und „wir“, das ist das Flag-Football-Team der Düsseldorf Firecats. Am Samstag ab 10 Uhr steht für die Firecats ein Turnier mit fünf Teams an. Und gewinnen sie das, spielen sie nächste Saison in der 2. Liga – gerade mal ein knappes halbes Jahr nach der Gründung des Teams.

Präsentation im Rathaus

Erst im Februar hatten die Footballklubs Düsseldorf Panther und Rhein Fire zur Pressekonferenz ins Rathaus geladen. Gemeinsam mit Stadtdirektor Burkhard Hintzsche stellten Panther-Vorstand Willi Sauer und Jim Tomsula, President of Football Operations und Headcoach bei Rhein Fire, ihr neues Projekt vor.

In den Firecats bündeln die beiden Vereine nicht nur ihre Namen, sondern vor allem ihre Kräfte beim Thema Flag Football, der körperlosen Variante des American Footballs. Bei der werden die Gegner nicht getackelt, nicht attackiert, geblockt oder zu Boden geworfen. Beim Flag Football muss man dem oder der Gegenüber eine kleine Flagge an der Hose abreißen, um ihn oder sie zu stoppen. Es gib auch keine Kicks, aber ansonsten ist das halt Football: Wer punkten will, muss einen Ball in die Endzone tragen oder werfen und dort fangen.

Auch beim Flag Football geht es darum, den Ball in die Endzone zu tragen oder zu werfen.

Noch wird die Sport maximal semiprofessionell betrieben, selbst in den USA. Aber die Beliebtheit steigt immer mehr. Vor allem die amerikanische Profiliga NFL geht das Thema an. Lässt ihre Stars beim Pro Bowl schon mal Flag Football spielen. Zudem organisiert sie in mehreren Ländern Meisterschaften. Das Kalkül dahinter ist klar: So bindet man neue Leute an sich, denen der andere Football zu hart oder gar zu gefährlich ist. Hinzu kommt, dass es beim Flag Fooball auch gemischte Teams von Männern und Frauen gibt. Zudem verschiedene Varianten, die Firecats spielen Fünf-gegen-Fünf auf einem kleineren Feld.

2028 ist der Sport auch erstmals olympisch. Aber nicht nur deswegen hat auch der deutsche American Football-Verband (AFVD) damit begonnen, die körperlose Variante mehr zu fördern. Und kann sich über zahlreiche neue Aktive freuen. Von 60 Prozent Wachstum in nur einem Jahr ist die Rede, binnen zwei Jahren habe sich die Zahl gar verdreifacht.

In Düsseldorf wollen sie ein Zugpferd der Entwicklung sein. Der Zusammenschluss mit Rhein Fire sei „der erste Schritt zur Professionalisierung dieser tollen Sportart. Wir können alle gemeinsam etwas schaffen, was es so in Deutschland für Flag Football noch nicht gab“, sagte Panther-Vorstand Willi Sauer im Februar, sprach von „professionellen Strukturen auf allen Ebenen und einer starken Jugend als Fundament“.

Schon vor Jahrzehnten gab es Flag Football in Düsseldorf

Der einzige oder erste Versuch, die kontaktlose Football-Variante in Düsseldorf zu etablieren, ist das allerdings nicht. Auch die Bulldozer haben Flag Football im Programm, und die Panther hatten schon vor Jahrzehnten mehrere Teams, zu Beginn der 2000er-Jahre gewann die Jugend mehrere nationale und internationale Titel. „Wir sind sogar als deutsche Nationalmannschaft zur Europameisterschaft gefahren“, erinnert sich Firecats-Teammanager Alex Krüll, der damals bereits aktiv war.

Zahlreiche Spieler gingen später vom Flag Football zum Tackle Football, also dem mit Körperkontakt. Manche schafften es gar bis in die erste Liga wie Kevin und Manuel Engelmann. Manuel spielte noch bis vor Kurzem für die Munich Cowboys, Kevin ist Rekordspieler der Panther. Doch irgendwann war es vorbei mit dem Flag Football bei den Panthern. Es dauerte Jahre, bis es neue Pläne gab.

Erst 2022 wurden die wieder konkreter, 2023 wurden sie dann umgesetzt. Vor allem in der Jugend. Die Panther wollten nicht einfach Leute von außen holen, um irgendeine Mannschaft zu haben, sie legten das Projekt langfristig an, gründeten gleich drei Jugendteams, um die Aktiven selbst auszubilden. Zudem arbeiten sie mit Schulen zusammen. Was auch der NFL gefiel. Die Milliardenliga, die in Düsseldorf bereits ihr Europabüro hat, veranstaltete im Herbst 2023 das nationale Finalturnier ihres Flag-Programms in der Stadt.

Die Teams der Firecats wuchsen schnell.

2024 stieg dann Rhein Fire mit ein, die Firecats waren geboren, was „noch mal ein richtiger Schub“ gewesen sei, sagt Teammanager Alex Krüll. „Wir hatten relativ schnell sehr viel Zuwachs. Man merkt auch, dass Leute von außen kommen, die mit Football gar nichts zu tun hatten. Leute, die aus anderen Sportarten kommen wie Basketball oder Fußball. Und das in jeder Altersklasse. Wir sind von sechs Kids Ende letzten Jahres auf drei Teams mit jeweils 20 Kids gewachsen.“

Krüll erklärt sich das einerseits mit dem allgemeinen Football-Boom der vergangenen Jahre. Aber eben auch damit, dass Flag Football durch die fehlenden Tackles nicht so körperlich ist, das schreckt weniger Menschen ab. „Auch die Ausrüstung ist deutlich günstiger.“ Im Tackle Football kosten allein ein vernünftiger Helm und der Oberkörperschutz mehrere hundert Euro. Im Flag Football braucht man all das nicht, „das ist ein niederschwelliger Einstieg“, sagt Krüll. Der Sport zieht auch deutlich mehr Mädchen und Frauen an als Football mit Körperkontakt.

Pia Schwarz begann allerdings erst mit dem „normalen“ Football. Dabei hat sie selbst den erst vor wenigen Jahren kennengelernt. Dass zumindest der Super Bowl, das große NFL-Finale, seit Jahrzehnten in Deutschland übertragen wird, hatte sie gar nicht mitbekommen. Die gebürtige Ratingerin war zwar immer sportinteressiert, machte selbst jahrelang Geräteturnen und Triathlon. Aber eben nie Team- oder gar Ballsport. Erst als sie für ihre Ausbildung nach Marburg in Hessen zog, kam sie 2018 mit Football in Kontakt und ging einfach mal zum Training.

Pia Schwarz: Spät begonnen, heute Nationalspielerin

„Da habe mal einen Football geworfen, fand ich cool“, sagt die heute 29-Jährige. Und zeigte direkt Talent. Sie wurde sogar in eine Liga in den USA gedraftet, doch daraus wurde dann nichts. Aber auch als sie zurück nach NRW kam, blieb sie dabei, spielte zunächst in Mülheim. Dort hörte sie dann erstmals von Flag Football, weil einige Teamkolleginnen auch das spielten. Also ging Pia Schwarz auch dort mal zum Training – kurz später war sie bereits in der Nationalmannschaft.

Dort spielt sie bis heute, hat Europa- und Weltmeisterschaften erlebt. Und mittlerweile liegt ihr Fokus auch ganz klar auf Flag Football. „Das Spiel ist schneller, dynamischer, athletischer. Das reizt mich mehr daran“, sagt Pia Schwarz, der es aber auch um die fehlende Körperlichkeit geht. „Nach einem Football-Spiel ist man ziemlich gerädert, Flag Football ist viel schonender für den Körper.“

Pia Schwarz beim Trainingscamp der Nationalmannschaft. Foto: Maximilian May

Läuft alles Plan, spielt sie 2028 sogar bei Olympia. Aber sicher sei das nicht. „Ich glaube, ganz klar kann man das erst in zwei Jahren sagen. Ich muss schauen, wie professionell ich das angehen möchte. Aber wenn ich das mache, ist das schon realistisch.“ Die Frage ist: Will sie bald nach dem Ende ihres Referendariats direkt als Lehrerin an einer Schule arbeiten oder erst auf den Sport setzen?

Richtig professionell ist das allerdings nicht möglich. Aber über Umwege gäbe es zumindest die Chancen: Bundeswehr, Förderprogramme. Schwarz ist bereits Mitglied im Perspektivteam, dem Förderteam von D.SPORTS. Und sie kann sich auch vorstellen, in die USA zu gehen. Für Olympia wäre das „die perfekte Vorbereitung“, sagt sie. Arbeiten könnte sie auch dort nebenbei an Schulen, vielleicht sogar an einer deutschen.

Nicht nur Pia Schwarz träumt von Olympia, geht es nach Teammanager Krüll gibt es noch weitere Talente bei den Firecats: „Auch im Jugendbereich gibt es durchaus noch ein, zwei, die sich Hoffnungen machen dürfen. Wir haben aktuell in der U16 vier Auswahlspieler im NRW-Bereich, in der U13 sind es sogar acht. Das sind alle gute Kids, die sich weiterentwickeln. Bei den U16ern sind einige, die bis 2028 an die Tür klopfen könnten.“

Olympia-Hype bei allen Vereinen

In der ganzen Szene merke man gerade einen Hype, sagt Krüll. Überall gäbe es Zuwachs, es kämen auch vermehrt Athletinnen und Athleten, die vorher andere Sportarten auf gutem Niveau betrieben hätten und sich jetzt im Flag Football ihren Olympia-Traum erfüllen wollen. „Die kennen die Sportart noch nicht, aber sind unglaublich gute Athleten. Das merkt man in allen Vereinen. Egal, mit wem ich rede, ständig hört man: Wir hatten gestern wieder zehn Leute beim Probetraining.“

Pia Schwarz freut das. Auch bei den Firecats war es ja so gelaufen. Zwar lag der Fokus auf der Jugend, aber dann wuchs und wuchs auch das Mixed-Team im Erwachsenenbereich schnell. „Man muss in der 3. Liga starten, aber wir hatten direkt großen Zuwachs – auch von richtig guten Spielern. Deswegen ist der Aufstieg ganz klar das Ziel“, sagt Schwarz. Bislang lief es blendend. In der Regionalliga West gab es in der Gruppenphase 19 Siege aus 20 Spielen, die Firecats wurden sogar NRW-Meister. Aber das ganz große Ziel, das können sie erst an diesem Wochenende erreichen.

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