Calvin Böckmann: „Ein Kindheitstraum ist wahr geworden“

Düsseldorfer Vielseitigkeitsreiter begeistert beim CHIO

Diese Bilder gingen im Live-TV um die Welt. Fast fassungslos stand der Düsseldorfer Calvin Böckmann vor dem größten Reitstadion der Welt und blickt auf die große Leinwand. Als auch der letzte Reiter den Geländeritt absolviert hatte, war der große Erfolg perfekt. Mit nur 23 Jahren stand Böckmann als Zweiter in der Vielseitigkeit beim CHIO in Aachen fest.

Tränen schossen in die Augen des Toptalents. Genauso wie bei der deutschen Olympiasiegerin Julia Krajewski, die nur wenige Schritte von Böckmann entfernt ebenfalls auf das finale Resultat gewartet hatte. Mit einem winzigen Vorsprung sicherte sich Krajewski den Sieg vor dem Düsseldorfer, der auf Phantom of the Opera am Samstagmorgen vor zehntausenden Zuschauern im Gelände als nur einer von zwei Teilnehmern aus dem 45-köpfigen Starterfeld fehlerfrei und in der Zeit geblieben war. 

Für Calvin Böckmann aus dem Team Düsseldorf, dem Förderteam von D.SPORTS, bedeutet Platz zwei beim CHIO in Aachen ohne Frage den größten Erfolg seiner Karriere. Das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris verpasste er dennoch. Drei feste Starter und Krajewski als Ersatzreiterin sind nominiert worden. Böckmann wurde auf Rang fünf gesetzt. 

Wir haben Calvin Böckmann am Rande des CHIO in Aachen getroffen und mit ihm nach dem Ende der Wettbewerbe dort gesprochen. 

Calvin, Platz zwei in Aachen. Ist es übertrieben, wenn man sagt, dass ein Kindheitstraum wahr geworden ist?

Calvin Böckmann: Nein, es ist auf jeden Fall einer dieser Träume aus Kindheitstagen wahr geworden. Alleine in Aachen reiten zu dürfen, ist schon etwas ganz Besonderes. Dann in einem so starken Starterfeld aufs Podium zu kommen, ist auf jeden Fall ein Kindheitstraum. Der noch etwas größere Traum ist natürlich irgendwann auch auf die Tafel in Aachen zu kommen (Die Tafel, auf der die Namen der Sieger verewigt werden. Anm. d. Redaktion). Aber da arbeiten wir ja auch noch weiter dran. 

Foto: IMAGO / Stefan Lafrentz

Du bist im Gelände am Schlusstag sehr früh gestartet, überragend durchgekommen und musstest dann Stunden warten, ehe deine Platzierung feststand. Wie schwer war das zu ertragen?

Böckmann: Als ich fertig war und wusste, es liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand, war ich trotzdem ziemlich entspannt. Das geht mir eigentlich fast immer so. Es war mir schon klar, dass es sehr schwer wird für die Konkurrenz in der vorgegebenen Zeit zu bleiben, so wie mir das gelungen ist. Der Australier Christopher Burton hat es auch geschafft, aber der ist dafür bekannt, einer der Schnellsten im Gelände zu sein. So hat mich das gar nicht gewundert. Mir war also klar, dass wir noch ein paar Ränge gut machen werden. Dass es am Ende hoch bis auf Platz zwei geht, ist dann natürlich überragend gewesen.

Als du als Zweiter festgestanden hast, haben wir Tränen in deinen Augen gesehen…

Böckmann: Tatsächlich hatte ich Tränen in den Augen. Einfach weil ein Traum wahr geworden ist. Das zu realisieren, war einfach extrem emotional. Wir Reiter widmen unser ganzes Leben den Pferden. In so einem Moment wird dir klar, dass sich all die Arbeit, all der Schweiss und alle die Mühen gelohnt haben. Das war also ein unglaubliches Gefühl.

Was kannst du über dein Pferd „Phantom of the Opera“ sagen? Es ist ja mit dir phänomenal aufgetreten.

Böckmann: Ich nenne ihn nur Phanti. Wir teilen einige Charakterzüge. Er ist ziemlich mutig, er ist ein unglaublicher Kämpfer und er weiß ganz genau, wann es wichtig ist. Und dann gibt er immer 110 Prozent. Die Prüfung in Aachen war alles andere als einfach, aber für mich fühlte es mich mit ihm so an als wären wir da durchgecruist. Phanti ist einfach cool geblieben. Und flott ist er noch dazu, das war ja beim CHIO auch zu sehen. 

Viele haben damit gerechnet, dass Platz zwei beim CHIO für die Nominierung als Ersatzreiter im deutschen Vielseitigkeitsteam reichen dürfte. Doch du bist nicht unter den Top 4 für Paris dabei und musst als Fünfter zuhause bleiben. Was macht das mit dir?

Böckmann: Nicht dabei zu sein, ist eine große Enttäuschung. Weil nicht nur ich mir nach eigener Einschätzung sicher war, dass es für einen Platz unter den Top 4 gereicht haben muss. Sehr viele, mit denen ich gesprochen habe, haben es genau so gesehen. Aber natürlich ist das für mich zugleich auch Ansporn, noch besser zu werden. Ich glaube mit dem Ergebnis beim CHIO in Aachen bin ich dank meines Pferdes in der Weltspitze angekommen. Aber klar, es ist verständlicherweise auch Frust und Enttäuschung aktuell mit dabei. 

Wieviel Mut geben dir trotzdem die vergangenen Tage und Wochen mit Blick in die Zukunft?

Böckmann: Ich bin dankbar. Denn die jüngste Zeit hat mir deutlich gemacht, dass der Weg auf dem ich mich befinde offenbar der richtige ist. Mein Team um mich herum, allen voran mit meinen Eltern und meiner Familie, mit den Mitarbeiterinnen im Stall, die mich unterstützen, mit dem Hufschmied und den Teamärzten, ist einfach phänomenal. Ohne diese Menschen wäre dieser Erfolg nie zu erreichen gewesen. Deswegen bin ich auch so stolz und dankbar, dass wir uns das aufbauen können. Das lässt hoffen für die Zukunft und ich bin gespannt, wo dieser Weg noch hinführt.

Viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch, Calvin.

Calvin Böckmann ist Mitglied im Team Düsseldorf. In diesem Team unterstützt D.SPORTS gemeinsam mit einem wachsenden Partner-Netzwerk Spitzensportlerinnen und Spitzensportler aus Düsseldorfer Vereinen auf dem Weg zu den Olympischen und Paralympischen Spielen. Die Teammitglieder werden kontinuierlich finanziell gefördert und auch bei Themen wie Mobilität, Fitness oder duale Karriere auf ihrer „Road to Paris“ begleitet.

Mit Blick auf das weltgrößte Sportereignis 2024 in Paris wurde bereits zum fünften Mal ein eigenes Team zusammengestellt, das die Sportstadt Düsseldorf bei den Spielen repräsentieren wird. Das Team Düsseldorf umfasst aktuell 30 Sportlerinnen und Sportler aus zehn verschiedenen Sportarten, denen durch die Unterstützung ein bestmöglicher Fokus auf die sportliche Vorbereitung ermöglicht werden soll.

Bei den vergangenen vier Olympischen und Paralympischen Sommerspielen konnten Athletinnen und Athleten des Förderprogramms 17 Medaillen nach Düsseldorf holen. Insgesamt werden über 50 Leistungssportler verschiedener Altersklassen kontinuierlich in drei städtischen Förderteams unterstützt.

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