Der Weltcup in Paris an diesem Wochenende soll für Fechterin Anne Sauer nur eine weitere Zwischenstation sein. Die 31 Jahre alte Sportlerin möchte im nächsten Jahr gerne wieder in der französischen Hauptstadt antreten – dann aber geht es um olympische Medaillen, die sie mit dem Florett im Einzel und in der deutschen Mannschaft erkämpfen möchte. Das Mitglied im TEAM Düsseldorf kommt aus dem badischen Raum, hat für Tauberbischofsheim gefochten, ist aber inzwischen Düsseldorferin, liebt ihre neue Heimatstadt und fühlt sich am Rhein sehr wohl.
Der Weltcup in Paris ist für Anne Sauer wichtig. Sie will nicht nur ihre aktuelle Form überprüfen, sondern langsam wird es auch ernst, um sich für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr zu qualifizieren. Dazu will sie Weltcup-Punkte sammeln, möglichst mit einem Platz auf dem Treppchen. Das letzte Training ruft noch zwei Tage vor dem Wettkampf. „Es steht nur noch eine Lektion an. Das bedeutet, das ist eine Einzelstunde mit dem Trainer“, erklärt die Fechterin. „Das ist vor allem für ein gutes Gefühl wichtig und dass die Hand dann gut läuft.“
Obwohl sie mit elf Jahren zu diesem Sport gefunden hat, sprüht Anne Sauer immer noch vor Begeisterung, wenn sie gefragt, was sie an diesem Sport so fasziniert. „Dieser Mix aus ganz vielen Anforderungen. Man muss im Kopf total präsent und auch mental bereit sein für dieses eins gegen eins, man sollte superathletisch, schnellkräftig und explosiv sein“, zählt die Fechterin auf, die auch ihre Gegnerin zuvor genau studiert, um sich auf deren Stärken und Schwächen einzustellen.“ Diese vielen Facetten machen es allerdings nach einem Kampf schwieriger zu analysieren, warum man gewonnen oder verloren hat. „Bei manchen sieht das dann elegant aus, bei anderen eher effektiv“, sagt sie. „Es gibt einige Konkurrenten, den man sehr gerne zuschaut.“
Es dauerte, bis sie als Kind ihrer Sportart gefunden hatte. Mit den Jungs war sie gerne auf dem Bolzplatz, bevor sie dann das Fechten entdeckte, was in der Nähe von Deutschlands Fecht-Metropole Tauberbischofsheim nicht die größte Überraschung darstellt. Da ihr auch trotz der Begabung der 800 Meter-Lauf beispielsweise zu langweilig war, kam sie nach einem Zeitungsartikel, der ihren Eltern aufgefallen war, zum Fechten. „Dann hat mir da jemand ein Florett in die Hand gedrückt, und da habe ich es immer noch“, erklärt sie. Und die vielen Erfolge, unter anderem die errungenen Medaillen bei Europameisterschaften zeigen, dass die Entscheidung nicht die schlechteste war.
Nachdem sie recht spät in ihre Fechtkarriere gestartet war, bedeuteten die ersten Jahre, dass sie viel lernen und den Rückstand in der Technik erst aufholen musste. „Ich war dann erst einmal bei mindestens zehn Turnieren Letzte. Aber es hat mir so viel Spaß gemacht, weil ich gemerkt habe, dass man sich sportlich weiterentwickelt“, sagt die Fechterin, die dann allmählich die Konkurrentinnen leistungsmäßig überholte. Elf nationale Meistertitel kommen dann auch nicht von ungefähr. Das Ziel, zu großen Meisterschaften zu fahren, hat sich dann schnell gefestigt, und die Olympischen Spiele 2024 sind jetzt im Visier der Düsseldorfer Fechterin, für die eine Teilnahme bei Olympia dann eine Premiere wird. Dafür möchte sie nun alles geben.
Paris ist zwar noch keine zweite Heimat geworden, aber Anne Sauer ist oft dort zu Turnieren, aber auch im Trainingslager. „Nein, das wird dann schon etwas ganz Besonderes, weil man die Stadt ja auch supergut kennt und ich sie auch sehr gerne mag“, sagt Anne Sauer. „Ich freue mich immer, wenn wir dahin fahren.“ Die Chancen, eine gute Platzierung nun in der Modemetropole zu erreichen, ist obendrein auch gut.
Es gilt, bis März sich eine gute Ausgangsposition bei den Weltcups zu verschaffen, um dann die Olympia-Qualifikation vom 1. April 2023 bis zum 1. April 2024 mit viel Selbstvertrauen in Angriff zu nehmen. „Und danach wird abgerechnet.“ Die größte Konkurrenz kommt aus Frankreich, Italien, USA und Japan. Es bleibt etwas Besonderes für sie, für Deutschland anzutreten. „Es macht mich stolz, die Farben auf der Maske und den Adler auf der Brust tragen zu dürfen“, sagt sie.
Die Verbindung mit Ex-Weltklasse-Fechter Benjamin Kleibrink führte Anne Sauer nach Düsseldorf. „Die gesamte Lockdown-Zeit habe ich dadurch in Düsseldorf verbracht und daher die Stadt noch einmal ganz anders kennen- und lieben gelernt, sagt die Fechterin aus dem TEAM Düsseldorf, die dann gerne wieder ganz in in der Stadt leben will, wenn sie nicht mehr aktiv ist. Auch mit den anderen Düsseldorfer Sportlern ein Team zu bilden, bedeutet der 31-Jährigen sehr viel. „Es ist schön zu wissen, dass wir alle mit Paris 2024 in gemeinsames Ziel haben.“ Auch beim Deutschen Fechtclub Düsseldorf hat sich die Olympiakandidatin natürlich umgeschaut und einige vielversprechende Talente beobachten können. Um den Fecht-Nachwuchs in der Stadt ist ihr somit also auch nicht bange.
Das ist Anne Sauer:
In ihrer Karriere sammelte das Mitglied im TEAM Düsseldorf bislang insgesamt elf Deutsche Meistertitel. Mit dem deutschen Florett-Team hat die 31-Jährige bei den Europameisterschaften zweimal die Bronzemedaille gewonnen. Beim Florett-Weltcup in Belgrad durfte sie sich 2022 über ihren ersten Weltcup-Sieg freuen. Weitere Medaillen bei hochkarätig besetzten Weltcup- und Grand Prix-Events runden ihre Bilanz ab. In der Weltrangliste befindet sich die mehrfache WM-Teilnehmerin derzeit auf Platz 9. Anne Sauer ist ausgebildete Personal- und Fitness-Trainerin und mit Ex-Weltklasse-Fechter Benjamin Kleibrink liiert. Der gebürtige Düsseldorfer ist zudem ihr Trainer. Anne Sauer startet für den DFC Düsseldorf, trainiert derzeit am Stützpunkt in Bonn.
Der Beitrag Mit feiner Klinge aufs Treppchen*Anne Sauer vertritt Düsseldorf beim Fecht-Weltcup erschien zuerst auf D.SPORTS – Sportstadt Düsseldorf.
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